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  • AutorenbildMöller-Meinecke

Lärm kostet 1 Million gesunde Lebensjahre

Eine Lärmwirkungsstudie für das Rheintal ermittelt eine außergewöhnlich hohe Belastung der Anwohner durch Bahnlärm an beiden Rheinufern. Befragungen der Anwohner belegen, dass sich hier 50 Prozent und nicht wie in anderen Gegenden üblich lediglich drei Prozent der Bürger durch Bahn­lärm stark belästigt fühlen.

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Lärm macht krank

„Lärm wurde bisher immer als unvermeidbare Folge speziell des Stadtlebens angesehen und nicht in demselben Maße ins Visier genommen und bekämpft wie andere Risiken“, so der Sachverständige Dr. Rokho Kim vom europäischen WHO-Regionalbüro in Bonn. Nach der zitierten WHO-Studie gehen europaweit durch starke Lärmeinwirkung „jährlich 903.000 gesunde Lebensjahre verloren“. Hinzu kommen Leistungsbeeinträchtigungen vor allem bei Kindern, Schlafstörungen, Erkrankungen des Ohres („Klingeln des Ohres“ lateinisch Tinnitus), mentale Verstim­mungen und Kreislauferkrankungen.

Jeder fünfte Europäer ist nachts regelmäßig einem Geräuschpegel ausgesetzt, der große gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Das gab das WHO-Regionalbüro für Europa in ihren „Leitlinien für die nächtliche Lärmbelastung in der Europäischen Region“ bekannt. Zahlreiche Studien zu dem Thema haben das gezeigt.

Die Weltgesundheitsorganisation legte 40 Dezibel (dB) als neuen Grenzwert fest. Wer regelmäßig bei Lärm darüber schläft, könne Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit erleben. Eine langfristige Lärmbelastung mit mehr als 55 dB – das entspricht etwa einer verkehrsreichen Straße – könne Bluthochdruck verursachen und sogar bis zum Herzinfarkt führen. Damit zieht die WHO die Konsequenz aus zahlreichen neuen Lärmwirkungsstudien und einem breiteren wissenschaftlichen Konsens über die Gesundheitsgefahren durch Lärm.

In neueren Forschungsarbeiten wird nächtliche Lärmbelastung laut WHO eindeutig mit gesundheitlichen Schäden in Verbindung gebracht. Lärm verschärfe auch „schwerwiegende Gesundheitsprobleme“. Es zeigte sich in Untersuchungen, dass nächtlicher Lärm mit der Zeit gravierende Folgen zeitigt. Denn auch wenn Menschen schlafen, reagieren ihre Ohren, ihr Gehirn und ihr Körper trotzdem weiter auf Geräusche. Verkehrslärm kann daher Gesundheitsrisiken verschärfen, auch wenn Anwohner nachts nicht davon aufwachen. Nächtlicher Lärm erzeugt eine Art Dauerstress für den Körper, der wiederum den Blutdruck in die Höhe treibt. Erste Symptome einer Gesundheitsschädigung durch permanente nächtliche Lärmbelastung sind etwa psychische Störungen wie Angstgefühle, Nervosität und Reizbarkeit. „Besonders schädlich sind die Auswirkungen meist dann, wenn Menschen während des Einschlafens wieder aufwachen“, sagt Rokho Kim, der WHO-Lärmexperte. Untersuchungen hätten belegt, dass Lärm am frühen Morgen sich durch Beschleunigung der Herzfrequenz besonders schädlich auswirke.

Bestimmte Gruppen wie Kinder, chronisch Kranke, ältere Menschen und Schichtarbeiter seien für Lärm besonders anfällig bzw. ihm mit größeren Schäden ausgesetzt. „Generell sind einkommensschwache Bevölkerungsschichten überproportional betroffen, da sie sich ein Leben in ruhigen Wohngebieten oder ausreichend schallisolierten Wohnungen nicht leisten können“, sagt Kim. Nächtliche Lärmbelästigung könne so auch vermehrte Arztbesuche und Schlaftablettenkäufe zur Folge haben, „was sich sowohl auf die Finanzen der Familien als auch auf die Gesundheitsausgaben der Länder auswirkt“.

Neben dem WHO-Experten referiert neben Professor Eberhard Hohnecker von der Technischen Universität Karlsruhe auf einem Symposium am 27. April um 13 Uhr in der Stadthalle Boppard. Hohnecker erläutert, was die Deutsche Bahn Netz AG gegen den unerträglichen und zunehmenden Bahnlärm unternehmen kann. Er stellt auf dem Symposium ein kombiniertes Schallschutzsystem vor, das sowohl Luft- als auch Körperschall (Erschütterungen) dämpft. Das System soll nicht nur in hohem Maße effektiv, sondern auch bezahlbar sein und das Landschaftsbild wenig beeinflussen.

Matthias Möller-Meinecke, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Verwaltungsrecht Foto: © hush-naidoo, Unsplash

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